Johannes Groht
IM TAL DER ZEICHEN
Kosmografien aus dem Schams
230 schwarzweiße Abbildungen
348 Seiten, 14,8 x 21 cm, offene Fadenheftung
Mit Original-Abzug, 143 x 203 mm, verso handnummeriert und signiert, in Pergaminhülle
50 handnummerierte und signierte Exemplare
Hamburg 2014
68 €
In Australien erneuern die Aborigines von Zeit zu Zeit uralte Zeichnungen, die ihre Vorfahren an besonderen Felsen in der Landschaft hinterlassen haben. Auf die Frage, warum sie malen, antworten sie, sie malten nicht selbst, sondern Geister führten ihre Hand. So halten sie die Verbindung zu ihren Ahnen und ihrem Land lebendig.
In Europa sind es vor allem Straßen, die die Menschen mit dem Land verbinden. Bewegungen des Untergrundes, Wasser und Frost hinterlassen tiefe Furchen und Risse in ihren Oberflächen. Straßenbauarbeiter füllen diese mit Heißbitumen. Dabei entstehen schwarze, glänzende Linien, die besonders deutlich sichtbar machen, was sie eigentlich verdecken sollen.
In jedem Winter kommen neue Risse hinzu, alte springen wieder auf. Deshalb müssen die Reparaturen regelmäßig durchgeführt und wiederholt werden. Wie in einem alljährlich wiederkehrenden Ritual entsteht dabei ein Wechselspiel zwischen Natur und Mensch, das sich auch in den erneuerten und neu entstandenen »Bildern« aus schwarzen Linien manifestiert. Auf die Frage, warum die Straßenbauarbeiter das tun, könnten sie antworten, sie malten nicht selbst, sondern die Kräfte der Erde führten ihre Hand.
Im Schams, einem Tal am Hinterrhein im Kanton Graubünden in der Schweiz, ist mir eine große Vielfalt dieser Muster begegnet. 2005 bis 2010 habe ich sie fotografiert. Anschließend wurden sie digital bearbeitet und die Linien freigestellt.
Von Mai bis Oktober 2015 wurden die Arbeiten in einer Einzelausstellung dort präsentiert, wo sie entstanden sind: mitten im Schamsertal, im Postgebäude von Zillis im Kanton Graubünden in der Schweiz.
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