Im März und September 1992 verbrachte ich insgesamt vier Wochen in Bardou. Das winzige Bergdorf stammt etwa vom Ende des 15. Jahrhunderts und liegt am südlichen Rand des Zentralmassivs inmitten der Region Okzitanien in Frankreich. Ich stolperte über die holprigen, mittelalterlichen Pfade. Sie forderten Aufmerksamkeit bei jedem Schritt – hier lernte man, auf den Weg zu achten und bewusst zu gehen.
Auf längeren Wanderungen entstand eine stille Zwiesprache mit der Landschaft. Die tiefen, dunklen Spalten in Steinen und Felsen stellte ich mir als archaische Münder vor, aus deren Tiefen längst vergessene Botschaften drangen – ein Raunen, das Menschen wohl zu allen Zeiten vernommen haben. Eine Felsnadel schien einen Kopf zu haben, an einer steil abfallenden Wand zeichnete sich das Relief eines Gesichts ab und ein faustgroßer Stein, der vor mir auf dem Weg lag, war geformt wie der Kopf eines schlafenden Mannes. Indem wir uns in der Natur erkennen, erkennen wir die Natur in uns.
2019 ist ein Buch mit diesen und vielen weiteren Fotos erschienen: BARDOU – Die Reise nach Okzitanien
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