Im Herbst 2019 war ich das erste Mal in Nizza, fast zufällig. Ich wusste kaum etwas über die Stadt an der Côte d’Azur. In einer fremden Stadt orientiere ich mich zuerst an Dingen, die mir bekannt vorkommen, und halte Ausschau nach Bildern, Zeichen und Symbolen, die ich verstehen kann. Manche verstehe ich sicher anders, als sie gemeint sind, und manche will ich auch bewusst falsch verstehen.
»Nice« kann man französisch und englisch lesen. Das englische »nice« ist derzeit ein Modewort in Deutschland. Ist Nice nice? Not nice? Die Ambivalenzen der Stadt begegneten mir als Wortspiel zum ersten Mal in dem Song »Nice in Nice« der englischen Band The Stranglers.
Einmal angekommen, ließ ich mich treiben und erkundete die Stadt zu Fuß. Ich fotografierte Dinge, die mich berührten, interessierten oder provozierten. Das waren weniger die »Sehenswürdigkeiten« als vielmehr unscheinbare Dinge, die man im Alltag meist übersieht.
Unvorhersehbare Verbindungen zu entdecken oder erst herzustellen wird dabei zu einem faszinierenden Spiel mit unseren Sehgewohnheiten und der Mehrdeutigkeit der Dinge. Aus überraschenden Zufällen, Missverständnissen und Analogien entsteht ein assoziatives Geflecht, das einen anderen Blick auf die Wirklichkeit ermöglicht.
Dieses ist nur eine kleine Auswahl. Die ganze Serie gibt es als gleichnamiges Fotobuch NICE NOT NICE.
Das Projekt wurde ausführlich in der 2022 erschienenen Ausgabe 39 der Zeitschrift SOUL OF STREET vorgestellt.
© Johannes Groht | Impressum | Datenschutz