Bereits die Menschen der Altsteinzeit hinterließen kultisch inspirierte Malereien in den Tiefen dunkler Höhlen. Schamanen wie die Vogelmänner der Osterinsel verbrachten lange Zeit in lichtlosen Höhlen, um in sensorischer Deprivation hellsichtige Fähigkeiten zu entwickeln.
Auch moderne Menschen suchen nach Erleuchtung in der Finsternis. Manche bekleben die Fenster ihrer Fahrzeuge mit schwarzer Folie (französisch »folie«: Wahnwitz, Verrücktheit, Narretei). An den Wänden dieser modernen Höhlen entstehen unter der Einwirkung intensiven Sonnenlichts kleine Blasen (fig. 16). Sie nehmen je nach Material und Klebstoff typische Formen an (fig. 1–12).
Manchmal entstehen dabei Darstellungen von Tieren und Menschen, von Jagdszenen, von Knochen, Pflanzen und Pilzen (die vermutlich psychoaktive Substanzen enthalten) – Bilder, wie sie sich einst ähnlich dem visionssuchenden Schamanen im Dunkel seiner Höhle als entoptische Phänomene offenbarten*.
Dank modernster bildgebender Verfahren können sie nun sichtbar gemacht werden (als »Kosmografien«, von griechisch »kósmos«: Weltall, Ordnung; »gráphein«: Beschreibung, Zeichnung). Poetisch werden sie auch als »Ossa luminis« (lateinisch: Knochen des Lichts) bezeichnet, da man sie ursprünglich für eine Art »geronnenes« Licht hielt.
* vgl. dazu: J. D. Lewis-Williams and T. A. Dowson: The Signs of All Times. Current Anthropology, Volume 29, Nr. 2, April 1988, S. 201–245
Lehrtafel
In einem als Lehrtafel gestalteten, zweiseitigen Faltblatt (fig. 13– 15) vermittle ich einen ersten Überblick über die Formensprache der OSSA LUMINIS. Es kann per bei mir bestellt werden und kostet 4,50 €.
Wissenschaftliche Beratung: Prof. em. Dr. Paul Helmut Schreier
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